„Boxen ist Fechten mit der Faust“ - dieser alte Spruch ist gar nicht einmal so weit hergeholt. Immerhin wurden der moderne Boxsport und die erste Boxschule von dem englischen Fechtlehrer James
Figg gegründet.
Tatsächlich ist das Boxen eine der ältesten Sportarten der Welt. Der erste dokumentierte Faustkampf fand vor über 5000 Jahren in Ägypten statt. Auch auf griechischen Vasen und Fresken aus
der Antike finden sich Darstellung von Boxkämpfen. Sogar Bandagen aus Rinderfell zum Schutz der Hände wurden damals bereits getragen. Die Kämpfe selbst waren nicht reglementiert – es wurde
solange geboxt, bis einer der Kontrahenten aufgab oder kampfunfähig wurde. 688 v.C. findet der Faustkampf seinen Einzug in die Olympischen Spiele der Antike.
Auch bei den Römern war dieser Sport sehr beliebt und galt als einer der edelsten. Die Gladiatoren allerdings versahen ihre Bandagen mit Haken, um den Gegner ernsthaft zu verletzen oder gar töten
zu können.
Der moderne Boxsport selbst hat seine Wiege in England. Bereits im Jahr 1681 fand der erste belegte Kampf statt. Der englische Fechtlehrer James Figg stellte im 17. Jahrhundert das erste
Regelwerk auf und gilt als der erste Schwergewichtsmeister Englands. Ab da verbreitete sich der Boxsport in alle Welt.
Bis ins 19. Jahrhundert allerdings wurde mit den bloßen Fäusten geboxt. Erst 1838 wurden die Bandagen zum Schutz der Hände zur Pflicht. Auch der Boxring fand damals Einzug in das Regelwerk. Seit
1867 wird auch mit Handschuhen geboxt.
Obwohl Boxen 1904 seine Premiere als Teil der Modernen Olympischen Spiele feierte, blieb der Boxsport in Deutschland bis 1918 verboten. In den Hinterhöfen aber wurde schon damals geboxt. Nach dem
ersten Weltkrieg brachten die deutschen Kriegsgefangenen aus England diesen Sport mit in ihre Heimat. Der Arbeitersport gewann schnell an Popularität und beim Kampf von Max Schmeling gegen Joe
Louis verfolgten Millionen Deutsche an ihren Radios.
Der Deutsche Amateurbox Verband (DABV) kann seit der Wiedervereinigung 60.000 Mitglieder verzeichnen, rund 30% sind aktive Kämpfer.
Boxen ist der einzige Sport der Olympischen Spiele bei denen nur Amateure antreten dürfen und keine Frauen zugelassen sind.
Boxen ist Fechten mit der Faust, das bewahrheitet sich auch, wenn man sich den Sport unabhängig von seiner Geschichte ansieht. Denn die einzige Waffe des Boxers ist seine Faust. A und O sind
deswegen seine Handschuhe.
Die ledernen Fausthandschuhe sind entweder mit Seegras oder Rosshaar gefüttert. Gewogen werden sie nach Unzen. Je mehr Unzen, desto mehr Fütterung hat ein Handschuh und umso geringer sind
Schlagkraft und Verletzungsgefahr. Im deutschen Amateurboxsport wird in allen Gewichtsklassen mit einem 10 Unzen (= 285 Gramm) schweren Handschuh geboxt. Im Profisport wird bei internationalen
Kämpfen mit nur 8 Unzen schweren Handschuhen gekämpft.
Die Amateurhandschuhe haben überdies auch eine weiß Innenfläche. Es erleichtert dem Ringrichter darauf zu achten, dass nicht verbotenerweise mit der Handinnenfläche geschlagen wird. Verboten ist
dieser Schlag, weil sich an der Innenseite die Verschnürung befindet.
Eine weitere Sicherheitsmaßnahme ist der Mundschutz. Er ist sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich Pflicht. Er schützt vor Verletzungen der Zähne und der Zunge.
Der Kopfschutz ist nur im Amateurbereich und bei den Olympischen Spielen aus Sicherheitsgründen ein Muss.
Austragungsstätte des Boxens ist der Ring. Im dem Quadrat von 4,90 bis 6,10 Meter Seitenlänge werden die Kämpfe ausgefochten. Der Boden ist elastisch und gibt beim Laufen leicht nach.
In der Regel drei Seile umspannen den Kampfbereich, damit die Boxer nicht aus dem Ring fallen können.
Doch auch Boxer benötigen Arbeitswerkzeug. Im Training gibt es deswegen verschiedenen an Seilen hängenden oder zwischen Decke und Boden gespannte Bälle, Birnen und Sandsäcke um die Schlagtechnik,
Ausdauer und Schlagkraft zu üben. Unerlässlich sind Trainingskämpfe. Beim so genannten Sparring werden in der Regel sowohl Kopfschutz als auch 14 Unzen schwere und damit weichere Handschuhe
getragen. Beim Sparring werden Kämpfe ausgefochten und damit die Wettkampfssituation simuliert.
Die Grundstellung eines Boxers ist entweder die Rechts- oder die Linksauslage. Meist sind Rechtshänder Linksausleger und Linkshänder Rechtsausleger. Bei der Linksauslage sind die linke Schulter
und der linke Arm dem Gegner näher und bilden die Führungshand, mit der der Kampf gelenkt wird, die Schlaghand ist dann die rechte Hand.
Gerade und Haken – das sind die Hauptschläge des Boxers. Bei der Geraden wird ein gerader Armstoß aus der Schulter heraus ausgeführt. Das Gewicht wird dann auf den vorderen Fuß verlagert. Im
Kampf ist die Gerade schwieriger auszuführen als der Haken. Der Haken, bei kurzer Distanz auch Jab genannt, wird von unten nach oben geschlagen, aus angewinkelter Armstellung heraus.
Und dann gibt es noch den Schwinger. Das hat nichts Anstößiges an sich, sondern so wird im Boxen ein Schlag mit steifem, angewinkeltem Arm genannte, der durch den Körperschwung verstärkt
wird.
Ganz wichtig und unerlässlich für einen Boxer ist die Deckung. Durch Faustabwehr, die die Schläge des Gegners abfängt, und durch Ausweichen sollen harte Treffer vermieden werden. Und natürlich
muss ein Boxer aus der Verteidigung heraus versuchen zu kontern, also den Gegenangriff zu starten.
An und für sich sind die Regeln des Boxens sehr simpel. Erlaubt sind Treffer mit geschlossener Faust an Kopf (Schläfen, Nase und Kinn), Hals und Körper. Aber nur auf die Körpervorderseite.
Verboten sind Schläge auf die Körperrückseite, also zum Beispiel auf die Nieren oder den Hinterkopf. Aber auch Schläge unterhalb der Gürtellinie sind nicht erlaubt. Im Amateurboxen müssen die
Wettkämpfer deswegen unterschiedliche Farben bei Hose und T-Shirt wählen, es erleichtert dem Ringrichter Schläge unterhalb der Gürtellinie besser zu sehen.
Auch das so genannte Clinchen, als das Festhalten am Gegner ist verboten und aus dem Clinch heraus zu schlagen. Der Ringrichter trennt bei einem Clinch die Kontrahenten voneinander und sie dürfen
erst weiterboxen, bis der Ringrichter das Signal „box“ gibt. Das Gleiche gilt übrigens, wenn einer der Kämpfer zu Boden gegangen ist oder eben erst wieder aufgestanden ist.
Da Boxen ja auch, wie bereits erwähnt, Fechten mit der Faust genannt wird, sind Fußtritte oder Beinstellen ebenfalls verboten. Sonst wäre es Kickboxen.
Beim Amateurboxen wird vier Runden zu je zwei Minuten geboxt mit einer Minute Pause zwischen den Runden – Zeit für die Ringgirls. Gewonnen hat der Kämpfer, der seinen Gegner kampfunfähig macht,
also durch K.O. (der Gegner kommt nach einem Niederschlag nicht bis zehn hoch oder wird vom Ringrichter als nicht ehr kampffähig eingestuft) oder technisches K.O. (drei Niederschläge in einer
Runde) oder einfach mehr Punkte erhalten hat. K.O.s haben eine Sperre des Boxers zur Folge, um seine gesundheitliche Genesung zu garantieren.
Zwei bis fünf Punktrichter bewerten den Kampf. Dabei wird jedem Boxer ein Punktekonto von 20 Punkten pro Runden gegeben. Von diesen werden so genannte Hilfspunkte abgezogen, bei Treffern,
vereitelten Angriffen und dem Gesamteindruck. Auch Verwarnungen haben Punktabzug zur Folge.
Kämpfe können aber auch durch Aufgabe des Boxers oder dessen Ecke, durch den Wurf des Handtuchs in den Ring, entschieden werden. Zur Sicherheit der Kämpfer kann auch der Ringrichter einen Kampf
bei Verletzung (bei dieser Situation auch der Ringarzt) oder sportlicher Unterlegenheit den Kampf abrechen.
Damit Kämpfe nicht an David gegen Goliath erinnern, werden die Kämpfer vorher in Alters- und Gewichtsklassen eingeteilt und dürfen nur innerhalb ihrer Klassen gegeneinander kämpfen.